Biomasse: Warmes Haus, voller Tank = leere Mägen und Hunger???

Liebe Leserinnen und Leser des Biowasserstoff-Magazins,

in letzter Zeit bekommen wir viele kritische Meinungen zur Biomassenutzung. Wir verfolgen sehr aufmerksam die in allen Medien stark emotional geführte Diskussion über die angebliche Konkurrenz von Nahrungsmitteln und Energiepflanzen. Einige "Experten" schreiben bereits die Bioenergie ab und fordern die totale Hinwendung zum Ökostrom (wir verweisen dazu auf unsere Erstausgabe des Magazins).

Die Sorgen und Ängste hinsichtlich der Lebensmittelpreise und des Angebots sind durchaus nachvollziehbar. Wir haben aber keine Angst vor einem sachlich geführten Dialog in dieser Angelegenheit.

Allerdings ist es uns zeitlich nicht möglich, alle in dieser Frage eingehenden Mails individuell zu beantworten. Bitte haben sie dafür Verständnis. Wir werden wie geplant, schrittweise unser Themenheft "Biowasserstoff und Energiepflanzen" mit entsprechenden Artikeln ergänzen und sind sicher, damit alle Zweifel ausräumen zu können.

Das Potential für die Erzeugung von Biowasserstoff aus Biomasse, Müll usw. ist mehr als ausreichend und geht über unsere heutigen Energiebedürfnisse weit hinaus. Die EU-27, Kanada und die USA beispielsweise brauchen aus keinem Land der Welt Bioenergie zu importieren. Selbst Gebiete, die nur auf Meerwasserentsalzungsanlagen angewiesen sind, können sich sehr gut entwickeln. Die Nahrungsmittelversorgung weltweit ist keineswegs gefährdet.

Bis bald und bleiben sie schön neugierig.

 

Torsten Pörschke


Hier noch einige Worte zur Klärung:

Biomasse ist nicht gleich Biomasse!

Wenn in Südamerika, Malaysia usw. Tropenwälder abgeholzt und Einheimische vertrieben, dort dann Ölbaumplantagen als Monokultur angebaut werden, die Ernte unter Bezahlung von Billigstlöhnen von versklavten Einheimischen erfolgt und dann die Ölfrüchte mit alten Frachtern (Dreckschleudern) zu uns nach Europa gebracht werden - dann ist das nicht die Biomasse, von der wir sprechen!

Wenn aus Palmöl, Rapssamen, Getreide usw. unter hohem Einsatz von Energie (Transport, Wärme, Strom), Kunstdünger, Pestiziden / Fungiziden und unter Inkaufnahme von Verlusten bei der Erzeugung (schlechter Wirkungsgrad) Treibstoff (BtL) erzeugt wird, dann ist das auch nicht die Biomasse, die wir meinen!

Wenn auf brachliegenden Äckern und Feldern im Zweikultur-/Mehrkulturprinzip rasch nachwachsende Biomasse wie Miscanthus usw. angebaut und geerntet wird - ohne Einsatz von Pestiziden/Fungiziden, weil auch Unkräuter willkommen sind - um daraus mit hohem Wirkungsgrad Biowasserstoff zu erzeugen - dann ist das die Biomasse, die wir meinen!

Wenn Bioabfälle - auch verdorbene bzw. nicht (mehr) für menschlichen Verzehr geeignete Lebensmittel zu Biowasserstoff unmgewandelt werden, anstatt diese auf Müllhalden verrotten zu lassen - dann ist auch das die Biomasse, die wir meinen!

Übrigens werden in der EU immer wieder große Mengen Lebensmittel absichtlich vernichtet (auf den Müll geworfen), um die Preise zu stabilisieren. Diese in arme Länder zu verschicken, 'rechnet' sich nicht, ja, würde dort den Bauern sogar schaden. Auch solche Biomasse könnte man dann doch besser in Biowasserstoff umwandeln, oder?

Also bitte unterscheiden, nicht alles blind glauben, dafür selbst nachdenken, nachlesen - und dann eine eigene Meinung bilden, bitte! Danke!

 

Manfred Richey

 

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Design: ibris • Aktualisiert 28.01.2013